Interview mit Dr. Agathe Mareuge: „Ich freue mich, dass die Maurice-Halbwachs-Gastprofessur interdisziplinär ausgerichtet ist“
Agathe Mareuge ist unsere erste Maurice-Halbwachs-Gastprofessorin. Wir haben mit ihr gesprochen.
Liebe Agathe, vielen Dank, dass du hier bist. Würdest du dich einmal für uns vorstellen und uns erklären, was du in Wuppertal machst?
Mareuge: Gern. Ich bin Dozentin an der Sorbonne-Universität in Paris für Germanistik und Kulturvermittlung. Und seit dem 1. September hier in Wuppertal Maurice-Halbwachs-Gastprofessorin. Es ist das erste Jahr, dass es die Maurice-Halbwachs-Gastprofessur gibt. Ich biete pro Semester zwei Lehrveranstaltungen an: Eine Vorlesung und ein Seminar. Und dazu entwickle ich ein kleines Kulturprogramm, für das ich Künstler*innen, Schriftsteller*innen, Kolleg*innen und Wissenschaftler*innen aus Frankreich nach Wuppertal einlade.
Du hast Verbindungen zu Wuppertal. Erzähl‘ uns doch einmal davon, bitte.
Mareuge: Ich habe schon bevor ich nach Wuppertal gekommen bin, geguckt, was für mich und meine Forschungen und auch für das Kulturprogramm relevant sein könnte, und es sind vor allem zwei Aspekte, die mich interessieren: Zum einen die Wuppertalerin Flora Klee-Palyi – eine Künstlerin, Schriftstellerin und Übersetzerin aus dem Französischen ins Deutsche und umgekehrt, mit ungarisch-jüdischer Herkunft –, die hier gelebt, ganz tolle Sachen gemacht und viel zum deutsch-französischen Kulturaustausch der Nachkriegszeit beigetragen hat. Sie hat eine wichtige Rolle in den Avantgarden der 50er- und 60er-Jahre gespielt (also Dada und Surrealismus; Themen, die mich in meiner Forschung beschäftigen); und zum an-deren, gerade ganz aktuell: Boris Charmatz ist neuer Intendant des Wuppertaler Tanztheaters. Er kommt aus Frankreich und hat sich schon länger für deutsch-französische Beziehungen engagiert. In dem Kontext würde ich gerne eine Kooperation mit der Uni entstehen lassen.
Welche sind deine ersten Eindrücke der Uni?
Mareuge: Sehr positiv. Ich freue mich, dass diese Gastprofessur interdisziplinär ausgerichtet ist. Was ich ganz spannend finde: Dass ich mit Kolleg*innen und Studierenden der Germanistik, der Romanistik, der Allgemeinen Literaturwissenschaft, der Geschichte, der Philosophie zu tun habe. Das finde ich toll, weil ich auch in Frankreich immer interdisziplinär gearbeitet habe.
Du wirst noch bis August hier bleiben. Was hoffst du aus Wuppertal zurück nach Frankreich zu nehmen?
Mareuge: Ich habe noch tolle Projekte für das Sommersemester vor. Da machen wir natürlich mit den Lehrveranstaltungen weiter, aber auch mit dem Kulturprogramm. Wir haben zusammen mit Camille Englert eine Filmreihe zum Thema „Female Gaze aus Frankreich“ organisiert. In dem Kontext arbeiten wir nicht nur mit Kolleg*innen aus Frankreich zusammen, sondern auch mit Wuppertaler Vereinen, etwa den Wupperfrauen. Ich werde auch im nächsten Semester für Vorträge mit dem Von der Heydt-Museum zusammenarbeiten, das finde ich ganz spannend. Dazu noch mit dem Stadtarchiv… mit Wuppertaler Institutionen also. Diese Kooperationen werden im Sommersemester konkreter. Ich hoffe, dass ich dann später Kolleg*innen aus Wuppertal nach Frankreich einladen kann.