Prämierte spanische Schriftstellerin Sara Torres kommt an die BUW – Im Interview sagt sie: „Die Universität Wuppertal zeigt einen offenen Geist gegenüber dem Entdecken und der Kritik“
Sara, was ist das, was es gibt?
Lo que hay („Was es gibt“) ist ein erzählerisches Werk, das Leidenschaften und Konflikte des verliebten Körpers und des trauernden Körpers untersucht. Die Erzählerin, die ihre Mutter nach zehn Jahren metastasierendem Brustkrebs sterben sieht, erzählt die Geschichte eines doppelten Verlusts: ihrer Mutter und einer Liebhaberin. Auf poetische und politische Art untersucht das Buch die Beziehung zwischen Schmerz und Begehren und zelebriert Freude in der Schönheit und Liebe zwischen Frauen. Der Titel bezieht sich auf die Schwierigkeit, die wir nach einem Verlust haben, im Jetzt zu bleiben.
Worauf freust du dich bei deinem Besuch in Wuppertal?
Das Wichtigste, was mein Buch geschafft hat, ist die Möglichkeit zu bieten, über Themen zu sprechen, die meistens eher als Teil der Intimität und nicht des öffentlichen Diskurses gesehen werden. Ich glaube, dass es sehr interessant ist, über Diversität im Begehren, in der Trauer und in nicht-monogamen Beziehungen in einem kulturellen Kontext zu sprechen, der nicht meiner ist; dazu noch an einer Universität wie Wuppertal, die einen offenen Geist gegenüber dem Entdecken und der Kritik zeigt. Besonders freue ich mich darauf, über diese Themen und das Buch mit meiner Kollegin aus Passau, Soledad Pereyra, zu sprechen, Expertin in der Schnittstelle zwischen Körper, Diversität und Schreiben.
Welcher ist der größte Unterschied beim Schreiben von Gedichten und eines Romans?
Der Roman braucht ein anderes Tempo, bedarf des Aushaltens und zwingt dazu, verschiedene Leidenschaften in langen Schreibsitzungen zu durchqueren. Es ist ein Genre, das viel mehr Kommunikations- und Verbindungsmöglichkeiten bietet als die Poesie, denn diese hat weniger Leser und erkundet eine weniger direkte Sprache als der Roman.
Welches Buch war deine Inspiration für das Schreiben? Und warum?
Es gibt kein bestimmtes Buch, das „Lo que hay” inspiriert hat, aber in seinem Universum befindet sich schon der Roman „El mismo mar de todos los veranos" („Das gleiche Meer aus allen Sommern”) von Esther Tusquets – wegen der Kreuzung des Poetischen, der Mutter-Tochter-Beziehung und der nicht-monogamen Beziehung.
Sara, was bewegt den Menschen mehr: Die Angst vor dem Tod oder die Liebe?
Ich denke, dass beide unsere Lebenserfahrungen und Beziehungsformen herausragend prägen. Obwohl die Angst paralysiert, ist es manchmal die Erinnerung an die Angst, die uns leidenschaftlich lieben lässt; und es ist die Erinnerung an den Tod, die uns uns lebendiger fühlen lässt. Trotzdem: Die Vitalität – der Lebenswunsch – nährt sich aus der Liebe und nicht aus der Angst.
(Interview: Jascha Winking)
Sowohl in den Tagen vor ihrer Lesung als auch unmittelbar danach steht Torres für Pressegespräche zur Verfügung. Die Universität stellt für Medienvertreter*innen bei Bedarf Dolmetscher*innen bereit. Rückfragen bitte an Prof. Dr. Matei Chihaia (Organisator; chihaia[at]uni-wuppertal.de) oder Jascha Winking (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit; winking[at]uni-wuppertal.de; +49 160 90369907).